Unterföhring, 27.05.2025
Lothar Matthäus erklärt in seiner Kolumne, warum sich Florian Wirtz für einen Wechsel zum FC Liverpool und gegen den FC Bayern entschieden haben könnte. Bei Leroy Sane hofft er darauf, dass Spieler und Klub sich einig werden. Der Sky Sport Experte nennt zudem Verkaufskandidaten und eine mögliche Verstärkung für die Offensive. Florian Wirtz kann beim FC Liverpool und in der Premier League Ausrufezeichen setzen, so wie er schon der Nationalmannschaft und Bayer 04 Leverkusen seinen Stempel aufgedrückt hat. Dass er mit Leverkusen im vergangenen Jahr die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal gewonnen und somit bereits etwas vorzuweisen hat, ist wichtig. So kann er beim englischen Meister mit breiter Brust auftreten. Als ich 1988 zu Inter Mailand gewechselt bin, hatte ich mit dem FC Bayern München dreimal die Meisterschaft gewonnen und ein Champions-League-Finale gespielt. Der damalige Inter-Trainer Giovanni Trapattoni hat zu mir gesagt: "Ich weiß, dass du kein Maradona oder Platini bist, aber du bist für mich genauso wichtig wie diese Spieler in ihren Mannschaften." Das sind Sätze, die bei einem Spieler gut ankommen.
Wirtz passt bei Liverpool perfekt hinein
Liverpool wollte Florian Wirtz unbedingt, und Trainer Arne Slot hat ihm aufgezeigt, wie wichtig er für seine Mannschaft sein wird. Ich hatte nach der WM 1986 ein Angebot aus Neapel, Maradona wollte mich in seiner Mannschaft haben. Das war eine große Ehre für mich, aber wenn ich nach Neapel gegangen wäre, wäre ich hinter Maradona immer nur die Nummer zwei gewesen. Bei LiverpoolundWirtzist es anders. Die Reds haben einen Sechser, einen Achter, aber der Zehner fehlt irgendwie. Er passt dort perfekt hinein,Bayern hätte hingegen sein System für ihn umstellen müssen. Ich glaube nicht unbedingt, dass Wirtz' Absage an die Bayern am Wirtschaftlichen lag. Das Angebot von Liverpool war für ihn vielleicht einfach sportlich attraktiver. Dort spielt er in der besten Liga der Welt - der Premier League. In England fightest du jede Woche gegen höchste Konkurrenz, es gibt - abgesehen von Ausnahmen wie in der aktuellen Saison - mehrere Klubs, die um die Meisterschaft kämpfen. In Deutschland hat in den vergangenen Jahren meistens der FC Bayern dominiert. Ab und zu gab es mal einen Zweikampf, aber keinen Drei- oder Vierkampf wie in England.
Bayern kann auch in der Champions League um den Titel mitspielen
Auch wenn der FC Bayern seinen Wunschspieler nicht bekommen hat, bin ich mir dennoch sicher, dass er in den nächsten Jahren eine Mannschaft haben wird, die auch in der Champions League um den Titel mitspielen wird. Sie müssen allerdings aufpassen, dass die Balance zwischen Neuverpflichtungen und Abgängen stimmt. Im Kader gibt es jetzt schon Gerangel um die Plätze. Wenn du die vier, fünf Kandidaten verkaufen kannst, die dir nicht auf höchstem Niveau weiterhelfen, bringt dir zwar nicht jeder Spieler 50, 80 oder 100 Millionen - aber die Gesamtsumme läppert sich zusammen. Dann würde ich versuchen, zwei Spieler dazuzukaufen, die den Unterschied ausmachen können.
Gegenpart für Davies gesucht
Im Tor mit Manuel Neuer, links hinten mit Alphonso Davies und in der Innenverteidigung ist die Mannschaft mit Dayot Upamecano und Jonathan Tah (wenn er unterschreibt, wovon ich ausgehe) sehr gut aufgestellt. Auch wenn Konrad Laimer seine Sache rechts hinten hervorragend macht, ist er kein geschulter Außenverteidiger. Es wäre gut, wenn man für die rechte Seite einen Gegenpart für Davies finden könnte, denn Sacha Boey ist auf dieser Position für mich ein Verkaufskandidat. Wenn man auch Kim Min-jae abgeben würde, müsste man allerdings in der Innenverteidigung nachlegen, weil Eric Dier den Verein verlässt.
Palhinha passt nicht zu Kompanys Spielstil
Das Mittelfeld wäre ab dem Sommer mit Kimmich, Pavlovic, Goretzka, Bischof, theoretisch auch Laimer und Palhinhafünf- oder sechsfach besetzt - das sind zu viele Spieler. Bischof traue ich, ähnlich wie Pavlovic, eine Zukunft beim FC Bayern zu. Er ist fleißig und hat in Hoffenheim mit 19 Jahren schon Verantwortung übernommen. Palhinha hingegen passt nicht zu Kompanys Spielstil und wäre für mich ein Verkaufskandidat.
Man sollte versuchen, sich mit Sane zu einigen
Sane hat in der abgelaufenen Saison häufig gezeigt, dass er wichtig ist. Man sollte versuchen, sich mit ihm zu einigen. Ich kenne die genauen Zahlen bei Sane nicht, aber man könnte zum Beispiel zehn Millionen Fixgehalt und fünf Millionen Bonus in zwölf Millionen fix und drei Millionen Bonus ändern. Am Ende käme man auf die gleiche Gesamtsumme, man hätte sie nur ein bisschen anders verteilt.
Leao wäre eine gute Lösung
Anders als Sane, dessen Vertrag ausläuft, wäre Coman für mich ein Verkaufskandidat. Ich bin der Meinung, dass der FC Bayern auf dieser Position frischen Wind braucht. Rafael Leao wäre eine gute Lösung. Der portugiesische Nationalspieler kam bei Milan meistens über den linken Flügel, kann aber auch Mittelstürmer spielen, was wichtig wäre, denn Bayern braucht einen Back-up für Kane, wenn der mal eine Pause braucht. Man könnte auch Serge Gnabry vorne reinstellen, dort hat er ja früher auch teilweise gespielt. Kane hatte zwar bisher kaum Verletzungsprobleme, aber er wird nicht jünger und die Anforderungen werden mit der Klub-WM in diesem Sommer und der WM im nächsten Jahr noch größer. Darauf sollte der FC Bayern vorbereitet sein.
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